Analkrebs
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Ein Analkarzinom ist Krebs im Bereich des Darmausgangs (After), der nicht mit Darmkrebs zu verwechseln ist. Analkrebs entsteht in knapp 90 % aller Fälle durch eine anhaltende Infektion mit HPV und betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Wie bei einigen anderen HPV-bedingten Tumoren geht auch diesem Krebs zunächst eine Krebsvorstufe voraus.
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In über 89 % der Fälle ist eine HPV-Infektion die Ursache der Krebserkrankung im Analbereich. So gut wie jeder Erwachsene kommt im Laufe des Lebens in Kontakt mit HP-Viren. Meistens heilen diese Infektionen folgenlos wieder aus, jedoch bleibt bei einigen Menschen die Infektion bestehen und kann im späteren Verlauf zu Krebsvorstufen führen.
Folgende Risikofaktoren können HPV-Infektionen und damit das Auftreten von Analkrebs begünstigen:
Risikofaktoren für vermehrte HPV-Infektionen im Analbereich:
- Häufig wechselnde Sexualpartner:innen
- Passiver (empfangender) Analverkehr
- HPV-bedingte Vorerkrankung im Genitalbereich, zum Beispiel
Gebärmutterhalskrebs
Risikofaktoren für anhaltende HPV-Infektionen:
- Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, zum Beispiel nach einer Organtransplantation
- HIV-Infektion
- Weitere Erkrankungen, die mit einem geschwächten Immunsystem zusammenhängen
Zudem erhöht u. a. Rauchen das Risiko, an einem Analkarzinom zu erkranken.
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Analkrebs gehört zu den seltenen Krebserkrankungen. In der westlichen Welt geht man von einer jährlichen Inzidenz von etwa 1 bis 2 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern aus. Dabei bestehen im Hinblick auf das Geschlecht deutliche Unterschiede: Frauen erkranken zweimal häufiger als Männer.
Die Überlebensrate bei Analkrebs beträgt in Deutschland fünf Jahre nach der Diagnosestellung im Durchschnitt 65 % bei Frauen und 61 % bei Männern. Es bestehen aber erhebliche Unterschiede, je nachdem, in welchem Stadium der Erkrankung die Diagnose gestellt wurde. Auch das Alter und das Vorliegen von Vorerkrankungen beeinflussen die Lebenserwartung.
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Die Beschwerden von Analkrebs sind unspezifisch und werden von Betroffenen häufig mit Hämorrhoiden verwechselt. Eine sorgfältige proktologische Untersuchung schafft Klarheit bei auffälligen Symptomen wie:
- Blut auf dem Stuhl
- Schmerzen beim Stuhlgang
- Juckreiz, Brennen, Fremdkörpergefühl
- Verstopfung
- Probleme, den Stuhlgang zu kontrollieren
- Auffällig geformter Stuhl, z. B. sehr dünn geformter Stuhl (Bleistiftstuhl) oder Stuhl mit Einkerbungen
- Nicht heilende Wunden
- Abgeschlagenheit
- Gewichtsverlust
- Nachtschweiß
- Tastbare Veränderungen, die sich in Bezug auf die Größe oder Oberfläche verändert haben
- Leistenschmerzen oder Knoten in der Leiste bei Lymphknotenmetastasen
Außerdem gilt es zu beachten, dass weitere Beschwerden wie chronische Entzündungen im Analbereich, Hämorrhoiden, Fisteln, Fissuren, Feigwarzen, Herpes und Schuppenflechte gleichzeitig mit Analkrebs auftreten können. Diese Begleiterscheinungen sollten deshalb ebenfalls ärztlich überwacht werden.
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Wenn auffällige Symptome vorliegen, erfolgt eine sorgfältige Untersuchung von After und Enddarm, wobei z. B. im Rahmen der Enddarmspiegelung auch eine Gewebeprobe entnommen und mikroskopisch untersucht wird. Außerdem kann durch eine rektaleUltraschalluntersuchung festgestellt werden, wie tief der Tumor bereits in den Analkanal eingewachsen ist und ob angrenzendes Gewebe betroffen ist.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, können Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt werden. Expert:innen empfehlen HIV-positiven Personen, einmal jährlich eine solche Früherkennungsuntersuchung durchführen zu lassen. Auch HIV-negativen Personen mit erhöhtem Risiko sollte regelmäßig (mindestens alle 3 Jahre) eine Früherkennungsuntersuchung angeboten werden. Dazu gehören insbesondere:
- Frauen nach gynäkologischen Krebserkrankungen oder deren Vorstufen, die durch HPV ausgelöst werden können, zum Beispiel am Gebärmutterhals, an der Vagina oder Vulva
- Personen, die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken, und
- Männer, die Sex mit Männern haben und angeben, passiven Analsex mit wechselnden Partnern zu haben.
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Analkrebs entwickelt sich wie andere HPV-bedingte Krebsarten in der Regel aus einer anhaltenden Infektion mit Hochrisiko-HPV-Typen. Meist entsteht er aus Vorstufen, die häufig über Jahre bestehen, bevor es zu einer bösartigen Umwandlung und zu Krebs kommt.
Das Fortschreiten des Tumors wird klinisch in Stufen, den sogenannten Stadien, beschrieben. So wird definiert, ob und wie weit sich der Krebs örtlich ausgebreitet hat. Zudem beschreibt das System auch, ob zusätzlich umliegende Lymphknoten oder andere Organe befallen sind. Anhand dieser Stadien kann der Krankheitsverlauf abgeschätzt und die passende Therapie gewählt werden.
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Analtumoren, die sich nur am Rand des Afters befinden, lassen sich leichter operativ entfernen und haben insgesamt eine günstigere Prognose als typische Analkarzinome. Sind diese Analrandtumore noch kleiner als 2 cm, so werden sie direkt operativ entfernt, ansonsten werden beide Tumorarten in der Regel noch vor einer operativen Entfernung mit einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie) behandelt, um den Tumor zu verkleinern und die Ergebnisse der Operation zu verbessern, was vielen Patient:innen einen künstlichen Darmausgang erspart.
Nach erfolgreicher Therapie sollten innerhalb der ersten zwei Jahre vierteljährlich klinische Untersuchungen sowie Laboruntersuchungen erfolgen. Während der ersten drei Jahre werden zusätzlich halbjährliche Ultraschalluntersuchungen des Rumpfes und Röntgenaufnahmen des Brustkorbes durchgeführt. Anschließend finden die vollständigen Nachsorgeuntersuchungen nur noch einmal pro Jahr statt.
Bei Stuhlinkontinenz (unkontrollierter Stuhlabgang), Bestrahlungsfolgeschäden oder der Anlage eines künstlichen Darmausgangs wird eine stationäre Rehabilitation empfohlen.
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Nachdem die Therapie des Analkarzinoms abgeschlossen ist, müssen einige Patient:innen mit einem künstlichen Darmausgang leben. Teilweise wird dieser nur vorübergehend, manchmal jedoch auch dauerhaft angelegt. Über den künstlichen Darmausgang wird auf die Haut ein etwa handflächengroßer dünner Kunststoffbeutel aufgeklebt, in den sich der Stuhl entleert. Den Umgang damit lernen Betroffene direkt nach der Operation im Krankenhaus oder in der Rehaklinik.
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Analkrebs kann mit sexuell übertragbaren Virusinfektionen zusammenhängen. In über 89 % der Fälle entwickelt sich Analkrebs aus einer anhaltenden Infektion mit HPV.
Die wichtigste Maßnahme gegen bestimmte HPV-Infektionen ist die prophylaktische Schutzimpfung, die idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr verabreicht wird. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin empfiehlt die Impfung gegen HPV für Mädchen und Jungen im Alter von 9–14 Jahren. Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren (Tag vor dem 18. Geburtstag) sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden. Je früher geimpft wird, desto größer ist der Nutzen.
Ergänzend können Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt werden, die dazu dienen, Analkrebs oder dessen Vorstufen möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Es ist außerdem wichtig zu wissen, dass das Verwenden von Kondomen, das als Schutzmaßnahme gegen andere sexuell übertragbare Erkrankungen empfohlen wird, im Fall von HPV keinen ausreichenden Schutz bietet. Das liegt daran, dass die HP-Viren im gesamten Genital- und Analbereich vorkommen können und man so auch trotz Kondom damit in Berührung kommen kann.